Blog Jara Berneke

Blogbeitrag Juli:
Der Monat begann mit einem Training für das „Gift Card Raffle“. Patienten, die kürzlich ihre Fragebögen eingesendet haben, bekommen hier die Chance, einen Gutschein zu gewinnen. Es macht richtig Freude, die Leute einmal aus so einem positiven Anlass anrufen zu dürfen.

Ranran und ich nahmen uns außerdem der Aufgabe an, den Filing Room aufzuräumen und eine Inventarliste zu erstellen. Der Frozen Yoghurt, zu dem Neli anschließend das ganze Team einlud, war da eine willkommene Abwechslung. Natürlich ging es auch mit den üblichen Aufgaben der ColoCare Studie weiter, und zusätzlich erhielten wir noch das RSR-Training, damit wir uns künftig besser im Patientendatensystem zurechtfinden. Nebenher hatte ich mehrere Besprechungen zu meinem Projekt und schrieb eifrig an meinem Project Proposal.

Ein ganz besonderes Highlight war, dass ich in diesem Monat das Privileg hatte, den Fourth of July in den USA mitzuerleben! Der Tag begann stilecht mit Hot Dogs frisch vom Grill und endete mit einem spektakulären Feuerwerk am Abend. Sehr gefallen hat mir auch ein Konzert, das ich im Red Butte Garden besuchen durfte – eine wunderschöne Bühne mitten im botanischen Garten, die für eine einmalige Atmosphäre sorgt.

Ich war viel klettern, vor allem im American Fork Canyon und im Big Cottonwood Canyon. Im Letzteren hatte ich eine ziemlich gruselige Begegnung mit einer Klapperschlange, die sich gemütlich mitten auf dem Wanderweg sonnte. Diese Tiere sind wirklich perfekt getarnt – und nur mein Schutzengel oder die schrillen Schreie meiner Kletterpartnerin haben mich davor bewahrt, direkt auf sie zu treten.

Den Geburtstag meiner WG-Mitbewohnerin feierten wir mit einem Paddleboard-Ausflug. Die Natur war traumhaft schön, und im kühlen See schwimmen zu gehen, war eine willkommene Erfrischung.

Zusammen mit Ranran und Megan besuchte ich außerdem ein Rodeo – ein durch und durch amerikanisches Erlebnis. Besonders begeistert hat mich das Mutton Bustin‘, bei dem kleine Kinder auf Schafen reiten und sich so lange wie möglich festhalten müssen. Im Vergleich dazu wirkt das Rodeo der Erwachsenen fast furchteinflößend: Sie versuchen, sich auf riesigen, gefährlichen Bullen zu halten – ein echter Adrenalinkick, selbst nur beim Zusehen.

Blogbeitrag Juni:
Langsam gewöhne ich mich an den Rhythmus der wöchentlichen Team-Meetings der ColoCare-Studie und des gesamten Teams. Besonders gefällt mir, wie sehr hier die Kommunikation untereinander gepflegt und regelrecht zelebriert wird. Neli hat uns sogar alle zum Essen eingeladen, weil das PPG erfolgreich eingereicht wurde. Generell gibt es hier viele Aktionen, die dazu beitragen, dass die Mitarbeitenden miteinander ins Gespräch kommen. Besonders begeistert mich der Population Sciences Roundtable, bei dem die Leute mit riesigen Mengen Pizza angelockt werden.

Diesen Monat fand außerdem die Founder’s Week am HCI statt – eine Woche voller Geschichte, Gewinnspiele und fröhlicher Momente mit meinen Arbeitskollegen.

Auch außerhalb der Arbeit habe ich in diesem Monat viel erlebt: Eines Abends war ich bei einer mormonischen Familie eingeladen. Eine Freundin aus München hatte mir den Kontakt zu ihren entfernten Verwandten in Salt Lake City vermittelt, und schon kurze Zeit später saß ich mit ihnen am Esstisch. Spätestens nach dem Tischgebet wurde mir klar, dass ich bei Mormonen zu Gast war. Nach dem Essen fuhren wir gemeinsam zum Pickleball spielen – eine hier sehr beliebte Sportart. Obwohl ich noch ein blutiger Anfänger bin, hatte ich unglaublich viel Spaß und möchte es unbedingt wiederholen.

Am darauffolgenden Wochenende zog ich in eine neue WG mit drei Amerikanerinnen. In meinem neuen Zimmer fühle ich mich richtig wohl, und unser kleines Häuschen hat einen ganz eigenen Charme. 

Wusstet ihr, dass High School Musical in Utah gedreht wurde? Da Studierende der Brigham Young University das Musical aufführten, fuhren wir extra nach Provo – eine Stadt, die stark von der mormonischen Kultur geprägt ist. Noch ganz begeistert von der Vorstellung, machten wir Halt bei SWIG, einer mormonischen Fast-Food-Kette, die für ihre wilden Soda-Mischungen bekannt ist. Einen Dr.-Pepper-Kirsche-Vanille-Kokoscreme-Mix muss man sich wirklich erstmal auf der Zunge zergehen lassen! Für alle, die es etwas weniger süß mögen, empfehle ich den Strawberry Breeze. 

Auch sportlich war der Monat voller Highlights: Mit dem Rennrad düste ich den Emigration Canyon hoch und wurde mit einer traumhaften Aussicht belohnt. Am darauffolgenden Samstag fand das Sportfest des Huntsman Cancer Institute statt. Ranran und ich nahmen quasi „remote“ daran teil, indem wir zum Silver Lake wanderten. Auch meine neuen Mitbewohnerinnen haben das Wanderfieber gepackt. Wir machten viele schöne Hikes rund um Salt Lake City – und das Beste ist: Schon nach 15 Minuten Autofahrt steht man hier mitten in den Bergen! In Brighton hatten wir sogar das Glück, einen jungen Elch zu sehen.

Zum Abschluss des Monats besuchten Ranran und ich die XGames – ein echtes Spektakel, bei dem die besten BMX-, Skateboard- und Motocross-Fahrer der Welt gegeneinander antreten.

Erster Monat in Salt Lake City

Aufgeregt stehe ich vor der Passkontrolle in Salt Lake City. Ich gehe noch einmal alle Dokumente für die Visumskontrolle durch. Nach 15 Stunden Flug kann ich kaum noch klar denken, und ich mache mir Sorgen, dass ich aus Versehen etwas Falsches sage. Der entscheidende Moment kommt – und der Beamte gibt mir ohne Kommentar meinen Einreisestempel. Gut gelaufen. Ranran, die andere Medizinstudentin, die mit mir das Programm am Huntsman Cancer Institute antritt, und ich machen uns schnell aus dem Staub. Jetzt kann unser Abenteuer wirklich beginnen.

Die erste Woche in Salt Lake City vergeht wie im Flug. Es gibt viel zu organisieren, ich lerne alle Leute aus dem Labor kennen und kämpfe anfangs jeden Abend mit dem Jetlag. Da ich erst ab der zweiten Woche eine Wohnung habe, komme ich erstmal bei Neli unter. Sie hat zwei unglaublich süße Labradoodles, und ich gehe mit ihnen im Emigration Canyon spazieren.

Der Frühling, der das gerade noch nasse, kalte Deutschland nicht ganz erreicht hat, ist hier schon in vollem Gange. Alles um mich herum blüht, die Straßenränder schmücken sich mit wunderschönen Wildblumen, und riesige Rosensträucher wuchern in den Vorgärten. Das Institut liegt am höchsten Punkt von Salt Lake City, und bei jeder Gelegenheit bewundere ich den atemberaubenden Ausblick auf die Stadt, die von den schneebedeckten Gipfeln der Wasatch Mountains eingerahmt wird.

Am ersten Wochenende versuche ich, ein bisschen deutsche Kultur nach SLC zu bringen, und bereite einen Kaiserschmarrn zu. Am Samstag bekommen Ranran und ich Tickets für das Broadway-Musical Wicked geschenkt – die magischen Melodien begleiten uns noch die ganze nächste Woche.

Außerdem bin ich zum Muttertagsbrunch bei Nelis Familie eingeladen, und danach sind wir gemeinsam im Botanischen Garten unterwegs – ein wunderschöner Ort, an dem im Sommer auch Konzerte stattfinden.

Die Zeit vergeht, wir lernen mehr über die ColoCare-Studie und dürfen Patienten-Kits zusammenstellen und Geburtstagskarten schreiben. Mittlerweile wohne ich in einer neuen WG, und meine Mitbewohnerin geht mit Ranran und mir thrift-shoppen. Obwohl ich eigentlich nützliche Haushaltsgegenstände besorgen sollte, fängt eine Popcornmaschine meine volle Aufmerksamkeit. Nach einem anstrengenden Shopping-Trip probieren wir die Burger bei In-N-Out – hervorragend.

Alle im Team sind unter Strom, weil die Ulrich-Gruppe einen großen Grant beantragen muss. Die Deadline rückt immer näher, und ich verbringe das Wochenende im Huntsman Cancer Institute, um mein Team zu unterstützen. Trotz des Stresses herrscht gute Stimmung, und wir essen Pizza. Es ist eine gute Gelegenheit, meine Arbeitskolleg*innen besser kennenzulernen.

Mittlerweile haben Ranran und ich das Student Life Centre der University of Utah entdeckt. Hier gibt es alles, was das Sportlerherz begehrt: ein riesiges Gym, ein Schwimmbad mit Hot Tub, Basketballplätze, eine Kletterhalle und mehr. Jeden Tag nach der Arbeit nutzen wir diese Angebote und merken, dass es hier unglaublich viele sportlich motivierte Menschen gibt. An diesem Wochenende findet in SLC der Boulder World Cup statt – natürlich muss ich mir den anschauen. Danach erkunde ich gemeinsam mit Ranran die Stadt. Die Mormonengebäude sind wirklich beeindruckend, und wir hören uns ein Orgelkonzert in der Konferenzhalle der Mormonen an. Alle sind freundlich und erzählen gern über ihren Glauben.

Interessant finde ich, dass die Mormonen schon seit Jahrzehnten Stammbäume von Familien aus aller Welt sammeln. Ich überlege, mir eine Stammbaumanalyse machen zu lassen – vielleicht habe ich ja auch ein paar entfernte Verwandte unter den Mormonen?

Am Samstag haben wir Tickets für das Symphonieorchester von Utah. Die Konzerthalle ist wunderschön, und in der Mitte der Empfangshalle thront eine beeindruckende rote Glasskulptur. Die Musik ist bezaubernd – ein wunderschöner Abend.

Am Sonntag bringt uns meine WG-Mitbewohnerin zum Emigration Canyon Lake. Der See glitzert in der Sonne, und überall blühen leuchtend gelbe Blumen. Den Memorial Day verbringen wir mit einem Hike über den Living Room Trail. Am höchsten Punkt unserer Wanderung befinden sich viele kleine „Sessel“, die motivierte Wanderer aus herumliegenden Steinen gebaut haben.

Eine weitere Woche im Institut: Ranran und ich recherchieren an unseren eigenen Projekten. Ich finde mein Thema superinteressant und versuche, so viel wie möglich darüber zu lesen. Beim Team Lunch haben wir Besuch aus Heidelberg!

Für das Wochenende melden wir uns dafür an, bei einer Health Fair das Huntsman Cancer Institute zu repräsentieren. Zusammen mit Carson sollen wir Leute über die Vorsorgeuntersuchungen bei verschiedenen Krebsarten informieren. Die Frage „Könnt ihr eigentlich Spanisch?“ bei unserer Ankunft kommt etwas überraschend. Es gibt hier eine riesige lateinamerikanische Community, und die Health Fair ist für sie organisiert. Ich bekomme einige komische Blicke für mein europäisches Spanisch, aber kämpfe mich tapfer durch. Ranran und Carson bekommen eine Übersetzerin zur Seite gestellt. Die Leute sind echt interessiert – es ist eine tolle Erfahrung.

Am Abend besuchen wir mit Freunden von Ranran das Street Artist Festival in Downtown SLC. Alle sind auf der Straße, und es herrscht eine tolle Stimmung. Bei den meisten Straßenkünstler*innen ist das Hauptthema Feuer. Viele Stunts sind wirklich riskant, und alle halten den Atem an.

Im Großen und Ganzen: ein erfolgreicher erster Monat. Hier sind die Fotos: