Darmkrebs bei unter 50-Jährigen: Fertignahrung im Verdacht

In Deutschland sinkt die Zahl der neu an Darmkrebs Erkrankten und Verstorbenen unter 50 Jahren. Während 2007 bei 3.706 Männer und Frauen ein Darmkrebs neu diagnostiziert wurde, waren es 2022 nur noch 2.668. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der an Darmkrebs Verstorbenen von 759 auf 615. In den USA und anderen Ländern zeigt sich ein anderer Trend. Hier nimmt die Erkrankungsrate in dieser Altersgruppe zu. Die Ursachen für diesen Anstieg sind vielfältig. Ein Grund dürfte offensichtlich in Ernährungsfaktoren liegen. Aktuell hat eine Autorengruppe aus dem Mass General Brigham Hospital in Boston in Jama Oncology die Endoskopie-Ergebnisse von fast 30.000 Frauen ausgewertet und den Zusammenhang zu ihren Ernährungsgewohnheiten analysiert. Als Ergebnis der Untersuchung warnen die Experten nun eindringlich vor regelmäßigem Konsum von ultraverarbeiteten Lebensmitteln. Pizza Hawaii, Tütensuppen, Fertiggerichte aus der Mikrowelle, Brot aus Fabriken. „Das heißt, in industriell verarbeiteten Lebensmitteln liegt offensichtlich eine Ursache, warum zunehmend jüngere Menschen eine Darmkrebsdiagnose erhalten“, so Dr. Dietrich Hüppe, Vorstandsmitglied der Stiftung LebensBlicke.In der aktuellen Studie wiesen Teilnehmerinnen, die laut eigener Angabe am meisten solche Lebensmittel verzehren, ein 45 Prozent höheres Risiko für Darmpolypen auf als diejenigen, die am wenigsten der hoch verarbeiteten Lebensmittel essen. Die allermeisten solcher Polypen führen nicht direkt zu einer Krebserkrankung, dürften aber als Folge der „Adeno-Karzinom-Sequenz“ (Vogelstein) für die meisten Krebserkrankungen auch bei jüngeren Patienten auf solche Vorstufen zurückzuführen sein. Am häufigsten erkranken jedoch eher ältere Menschen an Darmkrebs. In Deutschland liegt das mittlere Erkrankungsalter bei Männern bei 72 Jahren und bei Frauen bei 75 Jahren (RKI 2022).

In der Fachliteratur werden Gerichte als »ultra-processed food« bezeichnet, bei deren Herstellung etwa Konservierungsstoffe, Stabilisatoren, Antioxidationsmittel, künstliche Aromen, Emulgatoren, Feuchthaltemittel, Komplexbildner und Geschmacksverstärker verwendet werden. Als Basis dienen Zucker und Fett. Das gilt häufig etwa für Fast-Food-Burger, Fertiggerichte für die Mikrowelle, Eintöpfe aus der Dose und zusammengepresste Fisch- oder Hähnchen-Nuggets. Diese aktuelle Untersuchung ist nur eine von zahlreichen Studien, die sich in den vergangenen Jahren mit den Gefahren aktueller Ernährungstrends befasst haben. Sie kommen alle zu dem gleichen Ergebnis: Konsumenten industriell gefertigter Nahrung drohen vermehrt Herzinfarkt, Schlaganfall oder auch Darmkrebs.

Chen Wang, MD, Mengxi Du, PhD, Hanseul Kim, PhD, et al: Ultraprocessed Food Consumption and Risk of Early-Onset Colorectal Cancer Precursors Among Women
JAMA Oncol, Online: November 13, 2025, doi: 10.1001/jamaoncol.2025.4777