Darmkrebs unter 50 Jahren – kein Grund für Alarmismus!

Die Darmkrebshäufigkeit in Deutschland sinkt in den letzten 10 Jahren deutlich, ein Erfolg der Vorsorge! In den letzten 5 Jahren, ausgehend von Analysen aus den USA, wird für Deutschland ein Anstieg der Darmkrebshäufigkeit bei Menschen unter 50 Jahren postuliert (Early-onset Colorectal Cancer (EO-CRC) und medial vertreten. Aber stimmt die Aussage? Die Antwort liefern die Daten des RKIs (1999-2022) für die Altersgruppe 20-49 Jahre (Abbildung 1) (1). 1999 erkrankten 1.503 Frauen neu an Darmkrebs. Die Anzahl nahm bis 2007 zu und erreichte 1.646 Fälle. Seitdem nimmt die Zahl kontinuierlich ab und liegt 2022 bei 1.240 Fälle. Dies ist ein Rückgang von -17.5% (bezogen auf 1999) und -24.7% (bezogen auf 2007). Eine ähnliche Beobachtung trifft auch für Männer zu. Betrugen die Neudiagnosen 1999 1.833 Patienten so stieg die Zahl bis 2007 auf 2.060 Fälle. Seitdem sinkt die Zahl kontinuierlich auf 1.428 Patienten. Dies ist ein Rückgang von -22.1% (bezogen auf 1999) und -30.7% (bezogen auf 2007). Summiert man Männer und Frauen im Alter von 20-49 Jahren mit der Diagnose Darmkrebs, so kommt es, ausgehend von 1999 (3.336 Fälle), zu einem Anstieg auf maximal 3.706 im Jahr 2007. Seitdem ist ein kontinuierlicher Rückgang auf 2.668 Erkrankte (2022) zu verzeichnen. Von 1999 – 2022 nahm die Anzahl der jährlich neu auftretenden Darmkrebs-Patienten um 668 (-20%) ab. Bezogen auf den max. Anstieg im Jahr 2007 beträgt der jahresbezogene Rückgang sogar 1.038 Fälle (-28%). Auch der Anteil der < 50 Jährigen an allen Darmkrebs-Patienten sinkt. Betrug 1999 der Anteil der unter 50-jährigen Darmkrebspatienten 5.7%, so fällt der Anteil kontinuierlich (2007: 5.7%, 1010: 5.4%, 2020: 5.2%) auf 4.9% im Jahr 2022. Fassen wir zusammen: selbst ohne eine organisierte Darmkrebsvorsorge in Deutschland sinkt in den letzten 18 Jahren der Anteil der Patienten, die im Alter zwischen 20-49 Jahren an Darmkrebs erkranken, kontinuierlich sowohl in absoluten Zahlen wie auch prozentual. Die Ursache dieser Entwicklung bleibt unklar und unterscheidet sich erkennbar von anderen vergleichbaren Ländern. Auch wenn die Anzahl der Darmkrebs-Patienten in Deutschland unter 50 Jahren sinkt, bleibt dennoch wichtig: „Darmsymptome“, auch bei jüngeren Menschen, sollten unbedingt beachtet und zeitnah abgeklärt werden!

Abbildung 1: Kolorektales Karzinom 1999-2022, Altersgruppe 20-49 Jahre
(Quelle:  Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) am Robert Koch-Institut (RKI), 2024, letzter Zugriff: 14.03.2025), eigene Darstellung)

Literatur:
Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut. https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Datenbankabfrage/datenbankabfrage_stufe1_node.html

Verfasser:
Dr. med. Dipl. rer. soc. Dietrich Hüppe
Co-Sprecher Fachgruppe Kolorektales Karzinom des bng
Vorstand Stiftung Lebensblicke
c/o Gastroenterologische Gemeinschaftspraxis Herne
Wiescherstrasse 20 44623 Herne 
e-mail: hueppe.herne@t-online.de