Nach einer Vorsorgekoloskopie können sogenannte Intervallkarzinome auftreten, wahrscheinlich zurückzuführen zu einem sehr großen Teil auf übersehene oder unvollständig abgetragene Adenome. Damit kommt der Qualität der Vorsorgekoloskopie eine entscheidende Rolle in der Vermeidung von Intervallkarzinomen zu. Neben der strukturellen Qualität (Geräteausstattung, Darmvorbereitung, etc.) spielt die Untersucherqualität eine bedeutende Rolle. Mit der Einführung der Vorsorgekoloskopie in Deutschland wurde daher die Durchführung auf spezialisierte Ärzte beschränkt, die mindestens 200 Koloskopien und 10 Polypektomien jährlich durchführen. Als gutes Maß für die Qualität eines Endoskopikers gilt die Polypendetektionsrate (PDR), die den Anteil von Untersuchungen mit Detektion von Polypen angibt. In einer Auswertung von Daten eines deutschen bevölkerungsbezogenen Registers haben Wissenschaftler aus Bremen in einer Kohorte von 205.298 Personen welche zwischen 2007 und 2013 zu einer Vorsorge berechtigt waren und beobachteten die Daten bis 2019. Die Teilnehmer wurden dabei in die Gruppen „keine Koloskopie“ (control arm), „geringe Qualität der Koloskopie“ (lower quality) und „hohe Qualität der Koloskopie“ (higher quality) eingeteilt. Kriterium für die Qualität der Koloskopie war eine PDR des Untersuchers größer oder kleiner 21,8%. Die Studie konnte zeigen, dass das relative Risiko (RR) eines CRC im Nachbeobachtungszeitraum 0,76 für die geringe Qualität und 0,65 für die hohe Qualität der Koloskopie im Vergleich zu keiner Koloskopie betrug. „Die Autoren folgern, dass auch eine Koloskopie von geringerer Qualität das Risiko eines Intervallkarzinom deutlich senken kann, dieser Effekt aber um etwa 1/3 verringert ist im Vergleich zu einer Koloskopie mit hoher Qualität. Die Daten zeigen jedoch auch, dass es noch Verbesserungspotenzial bei der Qualität der Koloskopie gibt“, kommentiert Prof. Dr. Ch. Eisenbach vom Vorstand der Stiftung LebensBlicke (Schwarz S et al. Journal of Clinical Epidemiology 2024 (176): 111571).