Darmkrebs und Mikrobiom – gibt es eine Wechselwirkung?

Hippokrates wusste schon: „Alle Krankheiten beginnen im Darm“. Doch erst im 21. Jahrhundert konnte die Wissenschaft zeigen, dass Darm-Bakterien weit mehr sind als nur Krankheitsüberträger. Eine australische Studiengruppe hat herausgefunden, dass im Darm fortgeschrittene Karzinome häufig von Bakterien besiedelt sind. Das hat sie veranlasst zu untersuchen, ob dieses Phänomen zur Darmkrebsfrüherkennung oder sogar zur Therapie von Darmkrebs genutzt werden kann. Das Probiotikum Escherichia coli Nissle (EcN) verbessert zwar die Darmflora; das Bakterium bleibt aber nach einer Behandlung nur kurze Zeit im Stuhl nachweisbar. Das sieht bei Adenomen und Tumoren jedoch anders aus. Wie die Gruppe jetzt bei Kolonkarzinom-Patienten zeigen konnte, werden diese häufig länger von EcN besiedelt, nicht jedoch die Darmumgebung. Tatsächlich konnte in einem Tierversuch gezeigt werden, dass bei an Darmkrebs erkrankten Mäusen nach oraler Gabe eines genmodifizierten EcN ein bis zu 5-fach erhöhter Anstieg der Salicylat Konzentration im Urin zu beobachten war. Die Forscher schließen daraus, dass Probiotika zur Darmkrebsfrüherkennung eingesetzt werden könnten. Weiterhin sehen sie auch eine Möglichkeit, die EcN als oral verabreichte Substanz zur Behandlung von Darmkrebs einzusetzen. Fazit: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Darmkrebs und Mikrobiom, den man diagnostisch und therapeutisch nutzen kann (Gurbati CR et al., Nature Communications 2024; 15, 246). | Dr. H. Meyer – Stiftung Lebensblicke | Quelle: Ärzteblatt online 12.2.2024

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