Darmkrebsfördernde “Gäste” – Schwefelabbauende Bakterien

“Ungeladener Gast ist eine Last” sagt ein deutsches Sprichwort treffend. Das lässt sich leicht übertragen auf Schwefelbakterien, die sich im Darm tummeln. Sie können für ein erhöhtes Darmkrebsrisiko verantwortlich sein. Diesen Zusammenhang ergab jetzt eine Auswertung von drei Kohortenstudien aus den USA unter Leitung von Dr. Yiqing Wang, welche die Verknüpfung eines hohen Anteils an intestinalen Schwefelbakterien als Folge einer schwefelhaltigen Ernährung untersuchte. Im Darm werden schwefelhaltige Verbindungen unter anderem zu Schwefelwasserstoff abgebaut. Das übelriechende Gas kann DNA-Schäden verursachen und somit das Krebsrisiko erhöhen. Die schwefelhaltigen Moleküle stammen aus Nahrungsmitteln, die organische Schwefelverbindungen enthalten. Dazu zählen proteinreiches Fleisch sowie Süßstoffe, die häufig von übergewichtigen Personen oft in hohen Mengen konsumiert werden. Dies vor allem über zuckerfreie Getränke. Eine schwefelhaltige Ernährung kann somit dazu führen, dass sich schwefelabbauende Bakterien im Darm sehr wohlfühlen, sich anreichern und das Darmkrebsrisiko durch den entstandenen Schwefelwasserstoff deutlich erhöhen. Wang und sein Team fanden nun heraus, dass bei einer stark Schwefelbakterien-fördernden Ernährung das Darmkrebsrisiko um 27%  erhöht ist. In den Kohorten untersuchte man den Gehalt an schwefelhaltigen Bakterien aus entsprechenden Stuhlproben der Studienteilnehmer und verglich den Gehalt mit den Angaben aus Ernährungsprotokollen. Süßstoffhaltige Getränke, stark verarbeitete Fleischwaren, Butter, Bier, Pommes Frites, und rotes Fleisch hatten einen hohen Schwefelbakterienanteil. Dieser Anteil war bei Teilnehmern, die Obst, Gemüse und Vollkornprodukte aßen am geringsten. Ein Unterschied zwischen den Geschlechtern ließ sich nicht feststellen. Ob ein hoher Schwefelbakterien-Anteil aber tatsächlich das Darmkrebsrisiko erhöht, lassen die Forscher allerdings offen. Auf jeden Fall aber sind die ‘ungeladenen Gäste’, die Schwefelbakterien, aber ein deutlicher Marker für eine ungesunde Ernährung, welche das Darmkrebsrisiko deutlich erhöhen kann. Text: Dr. H. Meyer – Stiftung LebensBlicke | Quelle:  Ärztezeitung Online 23.11.2021

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