Darmkrebsvorsorge – auf die richtige Analyse kommt es an!

Dr. med. Dietrich Hüppe, Vorstandsmitglied der Stiftung, nimmt Stellung: “Das RKI hat Ende 2023 seine neuesten Morbiditäts- und Mortalitätsdaten für das Kolorektale Karzinom vorgelegt (Krebs in Deutschland 2023). Danach ist die Inzidenz des KRK seit 2002 um >30% gesunken, die Morbidität um >40% (Abbildung 1). Dabei ist das Absinken der Morbidität meiner Meinung ausschließlich auf den Effekt der Darmkrebsvorsorge (Stuhltest und Koloskopie) zurückzuführen, denn andere Faktoren (wie z. B. Lebensstilveränderungen) zeigen eher in die andere Richtung. Auch die Mortalität sinkt als Effekt aus Vorsorge, Früherkennung, verbesserter Chirurgie und Fortschritte in der Radio-Chemotherapie. 90% der Erkrankungen manifestieren sich in Deutschland bisher jenseits des 50. Lebensjahrs. Bisher sind für Deutschland keine Daten publiziert worden, die einen signifikanten Anstiegt des KRK unter 50 Jahren belegt haben (1). Das zuletzt starke Absinken der Inzidenz des KRK im Jahr 2020 ist nicht „primär Corona“ und einer verzögerten Diagnostik und Therapie geschuldet, sondern hält – wie gezeigt – mindestens bis 2023 an (2). Zum Darmkrebsmonat März gab und gibt es viele Berichte, Artikel und Podcasts! Das ist gut so und stärkt die Aufmerksamkeit für das Thema. Manche Angaben und Zahlen in den Beiträgen sind jedoch überholt, zum Teil auch falsch. Manche Autoren klagen über die „zu geringe“ Teilnehmerzahl an der Darmkrebsvorsorge, kritisieren das deutsche Programm und schüren Alarmismus.

Dieses scheint mir unbegründet. Kein Land auf der Welt hat ein so gutes duales Programm aus Stuhltest und Koloskopie. Abrechnungszahlen von Krankenkassen belegen, dass >50% aller Bürger in Deutschland über 50 Jahren in den letzten zehn Jahren koloskopiert worden sind und noch Millionen Bürger zusätzlich einen Stuhltest gemacht haben. (Abbildung 2). Die jetzt deutlich sinkenden Inzidenzen des KRK belegen den Effekt.

Und noch ein Hinweis: Die meisten Aufbereitungen von Inzidenzdaten fassen richtigerweise zur Charakterisierung des KRK die ICD-Codes C18-C20 zusammen (Kolon- und Rektumkarzinom). Manche Darstellungen umfassen aber die ICD-Codes C18-C21 (Analkarzinom). Eine solche Zusammenfassung ist aber bzgl. der Entstehung der Karzinome völlig falsch. Beim KRK handelt es sich um Adenokarzinome, die zumeist aus der Adenom-Karzinom-Sequenz folgen (und deshalb vorgesorgt werden können!). Beim Analkarzinom handelt es sich um Plattenepithelkarzinome, die zumeist viraler Genese sind und eher durch eine HPV-Impfung verhindert werden könnte. Das KRK sinkt, das Analkarzinom nimmt zu.”

Abb. 1


Abb. 2



Literatur:
(1)

(2) Hüppe D. Darmkrebsvorsorge ist effektiv – KRK-Inzidenz und – Mortalität sinken auch 2023 deutlich, ZFG 12-2023, 1686/7

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