In einem Artikel in JAMA Network von Natalia Causado-Calo et al., Toronto, wird berichtet, dass die Komplikationsrate bei Patienten über 75 Jahre, die sich einer ambulanten Koloskopie unterzogen, mit 6,8 % doppelt so hoch ist wie bei jüngeren Personen. Die Daten wurden retrospektiv aus dem Zeitraum 2008 bis 2017 im Großraum Hamilton in Kanada ausgewertet. Es ist nicht neu, dass das Komplikationsrisiko mit zunehmendem Alter steigt. Die Zahlen sind aber auf die Situation in Deutschland nicht übertragbar. Das Gesamtrisiko für Komplikationen innerhalb von 4 Wochen postinterventionell ist in der Studie schon mit 3,4 % angegeben. Die Auswertungen der Vorsorgekoloskopien in Deutschland zeigen, dass aufgrund der guten Ausbildung und eingeforderten Qualität die Komplikationsrate in Deutschland deutlich niedriger liegt. Im Jahr 2017 lag die Gesamtkomplikationsrate bei Vorsorgekoloskopien in Deutschland bei 2 je 1000. Bei einer kontrollierten Studie, die zwischen 2010 und 2013 im Saarland durchgeführt wurde, lag die Komplikationsrate ambulanter Vorsorgekoloskopien innerhalb von 4 Wochen bei 0,15 %. Dies zeigt deutlich, dass die in Kanada erhobenen Daten für Deutschland nicht zutreffen. Zu bedenken ist, dass Personen über 75 Jahre nicht die direkte Zielgruppe einer Vorsorge sind. Es ist immer üblich, dass in höherem Alter eine Risikoabwägung durchgeführt wird und z.B. nach der ASA-Klassifikation entscheiden wird, wie verfahren werden soll. Hierzu gehört beispielsweise, dass in Hochrisikofällen eine Koloskopie stationär unter entsprechender anästhesiologischer Überwachung erfolgt und die Indikationen sehr streng geprüft werden. Die Koloskopie ist aufgrund der leitliniengerechten Durchführung und hohen Qualitätssicherungsmaßnahmen in Deutschland auch in höherem Alter eine sehr sichere Untersuchung, deren Nutzen mögliche und nicht immer ganz vermeidbare Risiken deutlich überwiegt.
Priv. Doz. Dr. med. Christoph Schmidt
Facharzt für Innere Medizin – Gastroenterologie – Koblenzer Str. 37
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