Stressreaktion in der roboter-assistierten Chirurgie

Die roboter-assistierte Chirurgie ist weit verbreitet, wenngleich der Nachweis eines positiven Effektes dieser Technologie auf die Ergebnisse der Darmkrebschirurgie bisher noch nicht erbracht werden konnte. Eine Studie aus Dänemark konnte nun erstmals nachweisen, dass die Operation bei Darmkrebs mit dem OP-Roboter zu einer verringerten Stress-Reaktion bei Patient:innen führt. Verglichen wurden die Robotik-Operationen mit den minimal-invasiven („Schlüsselloch“)-OPs ohne Roboter. Hierzu wurde das sogenannte C-reaktive Protein (CRP) (ein Entzündungseiweiss im Blut, welches in Folge einer Stressreaktion im Körper gebildet wird) in den ersten Tagen nach der Darmkrebs-OP gemessen. Überdies wurden Komplikationen während und nach der OP aufgezeichnet. Auch die Art der Genesung nach OP und die Schmerzintensität wurden aufgezeichnet. Es konnte festgestellt werden, dass Patient:innen nach Darmkrebs-OP mit dem OP-Roboter deutlich weniger Stressreaktionen ihres Körpers zeigten, verglichen mit denjenigen, die einer „normale“ Schlüsselloch-OP unterzogen wurden, kommentiert Professor Dr. Ines Gockel vom Vorstand der Stiftung Lebensblicke (Cuk P, Tiskus M, Möller S, et al.).

Boris Rhein ist neuer Befürworter der Stiftung

Boris Rhein, Ministerpräsident des Landes Hessen, ist neuer Befürworter der Stiftung LebensBlicke! Hier sein Statement: „Darmkrebs ist tückisch, denn er wächst oft unbemerkt und verursacht erst spät Beschwerden. Deswegen ist eine Darmspiegelung so wichtig. Sie kann bösartige Veränderungen frühzeitig aufdecken und die Heilungschancen deutlich erhöhen. Regelmäßige Vorsorge ist der beste Schutz. Mein Appell lautet deshalb: Nehmen Sie das kostenlose Angebot Ihrer Krankenkasse in Anspruch und lassen Sie sich untersuchen!“ Foto: Sinah Osner

Darmkrebs-Screening: NordICC-Daten besser als gedacht

Die wissenschaftliche Überprüfung bereits publizierter Daten macht immer Sinn. Das zeigte sich jüngst an den Ergebnissen der sog. NordICC-Studie, in der die Wirksamkeit der Darmkrebsvorsorge untersucht wurde. Das Darmkrebsrisiko wurde nach dieser Studie lediglich um 20% gesenkt ohne einen Effekt auf die Mortalität. Das war ungewöhnlich. Wissenschaftler um Professor Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg, haben in einem Research Letter einen Grund für den unerwartet geringen Effekt benannt (JAMA Netw Open 2024). Aus verschiedenen Studien ist bekannt, dass bei der Erfassung neuer Krebserkrankungen in den Krebsregistern einige Zeit zwischen Diagnosestellung und Registrierung vergeht. Es sei davon auszugehen, dass dies auch im Follow-up der NordICC-Kohorte der Fall war, so die Autoren. Der verkürzte Beobachtungszeitraum gilt gleichermaßen für die Interventions- wie für die Kontrollgruppe. Die Darmkrebsinzidenz entwickelte sich bei beiden Gruppen unterschiedlich, so dass die Differenz mit längerer Nachverfolgungszeit immer ausgeprägter wird. „Wenn man diese Verzögerungen in der Analyse der Studie angemessen berücksichtigt, so kommt man zu vergleichbar starken Effekten, wie man sie in anderen epidemiologischen Studien seit langem beobachtet hat“, so Brenner. Die Autoren schlussfolgern, dass eine vollständige 10- und 15-Jahres-Nachbeobachtung notwendig ist, um den tatsächlichen Effekt der Vorsorgekoloskopie auf das Darmkrebsrisiko und die Mortalität zu ermitteln. | Text: Dr. H. Meyer – Stiftung LebensBlicke | Quelle: ÄrzteZeitung online 7.10.2024

ASS kann Risiko für Kolonkarzinom senken!

Schon seit vielen Jahren ist bekannt, dass die Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) mit einem geringeren Auftreten von kolorektalen Karzinome assoziiert ist. Allerdings sind der Mechanismus und die Dimension nicht bekannt. Aus zwei großen prospektiven Kohorten (“Nurses’ Health Study” (1980-2018) und der “Men in the Health Professionals Follow-Up Study“ (1986-2018) wurden die Gesundheitsdaten von insgesamt 107.655 Teilnehmern ausgewertet. Die Teilnehmer wurden dabei in 5 Kategorien für einen gesunden Lebensstil (0 ungesund bis 5 gesund) eingeteilt. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass kolorektale Karzinome bei Personen die regelmäßig ASS einnahmen (mehr als 2 Tabletten/Woche) mit 1,98% signifikant seltener auftraten als mit 2,95% bei Personen ohne ASS-Einnahme. Interessanterweise war dieser Effekt besonders hoch bei ungesundem Lebensstil (und hier besonders Übergewicht und Rauchen). Die 10-year number needed to treat war 78 für die Kategorien 0 bis 1, 164 für die Kategorie 2, 154 für die Kategorie 3 und 909 für die Kategorien 4 bis 5. „Diese Arbeit bestätigt, dass das Risiko für kolorektale Karzinom abhängig vom Lebensstil ist und dass ASS einen protektiven Einfluss hat. Die lineare Abhängigkeit der Protektion durch ASS vom Lebensstil deutet auf eine Kausalität der ASS-Wirkung hin. Möglicherweise sollte Menschen mit ungesundem Lebensstil neben Veränderungen des Lebensstil zur Einnahme von ASS geraten werden“, kommentiert Professor Christoph Eisenbach vom Vorstand der Stiftung LebensBlicke. Quelle: Sikavi DR et al. JAMA oncology  2024;10(10):1354-1361

Darmkrebsvorsorge bereits unter 50 Jahren sinnvoll!

„Es ist nie zu früh, und selten zu spät“, wie der Volksmund sagt. Das gilt auch und gerade bei der Vorsorge für den Darmkrebs. Aktuelle Studienergebnisse, publiziert vom Forscherteam um Dr. Theodor Levin von der School of Medicine in Kalifornien, unterstreichen in eindeutiger Weise die Sinnhaftigkeit eines früheren KRK-Screenings (Ann Intern Med 2024, online 22. Oktober). In der retrospektiven Kohortenstudie wurden fäkale immunchemische Tests (FIT) bei Personen zwischen 45-50 Jahren mit Personen im Alter von 50 Jahren verglichen. Eine ergänzende Koloskopie nach einem positiven FIT wurde in beiden Gruppen vergleichbar häufig gemacht. Die Autoren schlussfolgern, dass die Ergebnisse in beiden Gruppen insgesamt auf ein ähnlich hohes Darmkrebsrisiko hinweisen. Das sei ein starkes Argument dafür, das Screeningalter auf 45 Jahre zu senken. Die Forderung steht im Einklang mit der American Cancer Society. Auch die Stiftung Lebensblicke unter ihrem Vorsitzenden Prof. Dr. J. F. Riemann setzt sich seit Jahren für einen früheren Beginn des Darmkrebs-Screenings ein. Die zitierte wissenschaftliche Studie unterstreicht diese Forderung. Die Gesundheitspolitik ist jetzt gefragt. Dr. H. Meyer – Stiftung Lebensblicke – Quelle: ÄrzteZeitung online 23.10.2024