„Es ist nie zu früh, und selten zu spät“, wie der Volksmund sagt. Das gilt auch und gerade bei der Vorsorge für den Darmkrebs. Aktuelle Studienergebnisse, publiziert vom Forscherteam um Dr. Theodor Levin von der School of Medicine in Kalifornien, unterstreichen in eindeutiger Weise die Sinnhaftigkeit eines früheren KRK-Screenings (Ann Intern Med 2024, online 22. Oktober). In der retrospektiven Kohortenstudie wurden fäkale immunchemische Tests (FIT) bei Personen zwischen 45-50 Jahren mit Personen im Alter von 50 Jahren verglichen. Eine ergänzende Koloskopie nach einem positiven FIT wurde in beiden Gruppen vergleichbar häufig gemacht. Die Autoren schlussfolgern, dass die Ergebnisse in beiden Gruppen insgesamt auf ein ähnlich hohes Darmkrebsrisiko hinweisen. Das sei ein starkes Argument dafür, das Screeningalter auf 45 Jahre zu senken. Die Forderung steht im Einklang mit der American Cancer Society. Auch die Stiftung Lebensblicke unter ihrem Vorsitzenden Prof. Dr. J. F. Riemann setzt sich seit Jahren für einen früheren Beginn des Darmkrebs-Screenings ein. Die zitierte wissenschaftliche Studie unterstreicht diese Forderung. Die Gesundheitspolitik ist jetzt gefragt. Dr. H. Meyer – Stiftung Lebensblicke – Quelle: ÄrzteZeitung online 23.10.2024
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Adenom-Detektionsrate: Je höher, desto weniger Karzinome?
Dieser Frage sind die bekannten Forscher Kaminski und Bretthauer nachgegangen. Sie haben ihre Ergebnisse auf dem diesjährigen Europäischen Gastroenterologen Kongress (UEGW) in Wien vorgestellt. Basis der Studie waren fast 500.000 Vorsorgekoloskopien von 789 Ärzten im Kontext des polnischen Screeningprogramms. Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass die Grenze der Adenom-Detektionsrate bei 26% liegt. Raten, die weit darüber liegen, reduzieren die Krebshäufigkeit nicht mehr relevant. „Eine deutliche Verbesserung der Adenom-Detektionsrate über 26% – z. B. durch Künstliche Intelligenz Systeme – hat somit nicht die Bedeutung, die man vielleicht erwartet hätte“, so Professor Dr. Dieter Schilling, Vorstandsmitglied der Stiftung LebensBlicke. (Pilotin N, Bretthauer M, Kaminski M, Kalager M und Regula J, UEGW 2024)
Sind Intervallkarzinome „anders“?
Aktuelle Ergebnisse zu Intervallkarzinomen aus der Gastroenterologischen Praxis Herne (Ruhrgebiet) und dem Institut für Pathologie der Ruhruniversität Bochum: In der gastroenterologischen Gemeinschaftspraxis in Herne wurden zwischen dem 1.10.2002 und 30.6.2017 insgesamt 13.568 Vorsorgekoloskopien (VK) durchgeführt und dokumentiert. Dabei wurden bei 1.501 (11,1%) Personen ein oder mehrere Adenome polypektomiert, bei 17.4% Patienten adenomatöse Polypen Sprossen biopsiert und 115 Karzinome (0.85%) festgestellt. Die Adenomdetektionsrate (ADR) betrug insgesamt 28.5%. Bei Kontrollkoloskopien wurden in diesen fast 15 Jahren bei 34 Patienten mit oder ohne Symptome ein Intervallkarzinom (Postcolonoscopy colorectal cancer (PCCRC)) (0.25%) identifiziert und behandelt. Bei 18 von 34 Patienten wurde das PCCRC innerhalb von fünf Jahren (24-60 Monate) nach der Indexkoloskopie entdeckt (0.13%), bei 16 zwischen 72 und 150 Monate (0.12%) (1). Im Rahmen einer Dissertation* am Institut für Pathologie der Ruhruniversität Bochum (Frau Prof. A. Tannapfel) wurde diese Kohorte der PCCRC nun weiter aufgearbeitet. Aus dem Kollektiv von 34 Patienten aus der Gastroenterologischen Gemeinschaftspraxis in Herne lagen von 24 Patienten Proben im Institut für Pathologie aus Bochum vor, welche für weitere Untersuchungen genutzt wurden. Weiterlesen
Für die Ohren! Podcast: Zervixkarzinom – HPV-Impfung
Was sind humane Papillomviren? Warum sind sie so gefährlich und warum ist die Impfung gegen HPV so wichtig? Fragen, die Frau Prof. Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong, Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung LebensBlicke, im Podcast des Journal Onkologie beantwortet. In ca. 40 Minuten haben die Zuhörer die Möglichkeit, alles Wissenswerte rund um das Thema HPV und die dadurch verursachten Krebserkrankungen bei Frauen und Männern zu erfahren. Sie stellt das neue Berufsbild der Schulgesundheitsfachkraft (SGFK) vor und wie diese „School Nurses“ wertvolle Unterstützung bei der Organisation und Information im Setting Schule zur HPV-Impfung von Kindern und Jugendlichen leisten können. Reinhören lohnt sich!
Neues zu Mikrobiom: Prävention 2.0 in Sicht?
Die Stiftung LebensBlicke hat am 10. Oktober ein spannendes WebSeminar organisiert, das dem hochaktuellen Thema Mikrobiom gewidmet war. Die ausgezeichneten Referate fokussierten auf die Beantwortung der Frage, ist die Mikrobiom-basierte Medizin 2024 schon Routine (Kerstin Schütte, Osnabrück), der Vorstellung Mikrobiom-basierter Biomarker, die in ihrer Sensitivität und Spezifität schon jetzt dem FIT gleichkommen und sich für die Prävention des kolorektalen Karzinoms eignen könnten (Christoph Stein-Thoeringer, München) sowie einem Bericht über die Mikrobiom-Modulation als therapeutisches Hilfsmittel, wobei vor allem die Prä- und Probiotika angesprochen wurden wie auch der hoch interessante Aspekt des Bioengineering zur Modulation bakterieller Funktionen (Christian Schulz, München). „Dieses WebSeminar war ein Highlight im Fortbildungsangebot der Stiftung LebensBlicke. Es hat den Teilnehmern nicht nur ein Mikrobiom-Profil zum gegenwärtigen Wissensstand, sondern neue wissenschaftliche Forschungsansätze aufgezeigt, die erkennen lassen, wie exzellent und hoch spezialisiert auch die gastroenterologische Forschung geworden ist“, kommentiert Professor Dr. J. F. Riemann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung LebensBlicke. (Agenda und Referenten)