Nachruf auf Prof. Zober – Arbeitsmediziner aus Leidenschaft

Prof. Dr. Dr. Andreas Zober, langjähriger ärztlicher Direktor der BASF und verantwortlich für Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, ist am 6. September 2020 nach langer Krankheit verstorben. Zober trat 1984 nach Ausbildung zum  Chemiker und zum Facharzt für Arbeitsmedizin in die BASF in Ludwigshafen ein. Seine Themenschwerpunkte waren zunächst Berufserkrankungen und deren Zusammenhang mit  Arbeitsplätzen des Weltunternehmens. Im Verlauf seiner arbeitsmedizinischen Tätigkeit als Ärztlicher Direktor der BASF wandelte sich die Arbeitsmedizin zunehmend von der Pathogenese hin zur Salutogenese; der Präventionscharakter rückte durch Zunahme von Lifestyle-Erkrankungen bei gleichzeitigem Rückgang arbeitsbedingter Erkrankungen durch physikalische und chemische Noxen immer mehr in den Vordergrund.

Als erstes Großunternehmen in Deutschland etablierte die BASF 2002 in Zusammenarbeit mit der Stiftung LebensBlicke ein Darmkrebs-Früherkennungsprogramm mit jährlicher Evaluation für Mitarbeiter ab dem 45. Lebensjahr. Dieses Programm basierte auf einer  wissenschaftlich begleiteten Studie, die einzige dieser Art in Deutschland, die mehrfach publiziert und ausgezeichnet worden ist (1). Die wissenschaftliche Evaluation war für Zober und sein Team eine Conditio sine qua non. Die wichtige Kosten-Nutzen-Berechnung zeigte erstmals auf, dass sich betriebliches Screening auf Darmkrebserkrankungen lohnen kann und eine wertvolle Ergänzung der haus- und fachärztlichen Versorgung in Deutschland darstellen. Die Studie führte später zu einem Handlungsleitfaden zur  betrieblichen Darmkrebsvorsorge, der inzwischen zur Blaupause für viele Unternehmen geworden ist.

In weiteren jährlichen Gesundheitsaktionen wurden Präventionsthemen wie Übergewicht, Bluthochdruck Rückenschmerzen und Raucherentwöhnung in der BASF für die Mitarbeiter angeboten. Der größte Standort der BASF SE in Ludwigshafen mit seinen mehr als 35 000 Mitarbeitern konnte mit der Evaluation von Gesundheitsaktionen repräsentative Auswertungen erbringen, die auch von kleinen und mittelgroßen Unternehmen zur Gesundheitsförderung herangezogen werden konnten.

Die seit 2011 eingeführten freiwilligen Gesundheits-Checks für alle Mitarbeiter spiegeln die Veränderung der arbeitsmedizinischen Vorsorge wider hin zu Angebots- und Wunschuntersuchungen und belegen deren Wertigkeit in puncto Früherkennung von Lifestyle-Erkrankungen am Arbeitsplatz. Auch das kommende Präventionsgesetz greift diesen Ansatz auf, bei dem Prävention in Lebenswelten, sogenannten Settings in Zukunft in der Sache und finanziell gefördert werden.

Professor Zober war ein vorbildlicher Arzt, ein engagierter Arbeitsmediziner und Forscher. Zober war an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg für die Lehre im Fach Arbeitsmedizin zuständig. Er war Autor von mehreren hundert wissenschaftlichen Publikationen und Vorträgen. Mitarbeiter und Freunde haben ihm zum 70. Geburtstag noch einmal ganz besonders für sein Lebenswerk gedankt, das in der Arbeitsmedizin Maßstäbe gesetzt hat (2). Die Stiftung LebensBlicke verliert mit Prof. Zober einen ihrer großen Unterstützer und Förderer, der immer für Fragen der Stiftung offen und ansprechbar war. Die Stiftung weiß seine Verdienste gerade in ihrer Entwicklungsphase nicht hoch genug zu schätzen und wird ihm daher ein ehrendes Andenken bewahren.

Prof. Dr. J. F. Riemann                                                                                     Vorstandsvorsitzender

  1. Webendörfer S, Messerer P, Eberle F et al. Darmkrebsvorsorge im Betrieb – eine Initiative Sekundärer Prävention in der BASF AG. Dtsch Med Wochenschr 2004; 129: 239-243
  2. Riemann J F,  Arbeitsmediziner aus Leidenschaft: Prof. Dr. Dr. Andreas Zober zum 70. Geburtstag Dtsch Med Wochenschr 2015; 140: 737
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