
Mit der immer weiteren Verbreitung der künstlichen Intelligenz im Kontext der Koloskopie – vor allem bei der Detektion von Polypen und der Einschätzung ihres bösartigen Potenzials – gibt es zunehmend diskrepante Studien hinsichtlich der Nützlichkeit dieser Technologie. Die unterschiedliche Studienlage hat u.a. auch dazu geführt, dass verschiedene Fachgesellschaften in Europa und den USA zum Einsatz von KI unterschiedliche Empfehlungen abgeben. Die kürzlich in der renommierten Zeitschrift „The Lancet“ publizierte Arbeit aus dem Vorsorgeregister Polens hat gezeigt, dass Untersucher, die zunächst ohne künstliche Intelligenz koloskopierten, dann eine Weile mit und anschließend erneut ohne KI-Unterstützung, in der Phase nach Einsatz der KI deutlich geringere Polypen-Detektionsraten aufwiesen als zuvor. Die Autoren vermuten, dass hier nachlassende Aufmerksamkeit beim Verlass auf die künstliche Intelligenz die Hauptursache dafür ist, dass die Ergebnisse nach Ausschalten der KI schlechter geworden sind. Sie sprechen von einem „Deskilling-Effekt“. „Diese Ergebnisse lassen für mich den Schluss zu, dass wir künstliche Intelligenz in Zukunft deutlich mehr für Prozessoptimierung (Befunderstellung, Rechnungserstellung, Materialwirtschaft) nutzen sollten und unsere breite medizinische und endoskopische Erfahrung in diesem Kontext perfekt einsetzen sollten“, so Prof. Dieter Schilling, Mitglied des Vorstands der Stiftung LebensBlicke. Quellen: www.thelancet.com | www.the-decoder.de